Autorin: Marie Kaltenböck
Island (CC BY-SA 2.0) Helgi Halldórsson/Freddi
Im Rahmen des Mobilitätsprogramms Erasmus erhoffte ich mir, ein Land, seine Kultur und seine Menschen über eine längere Zeit hinweg kennenzulernen und mir ein Bild machen zu können, wie sich der Alltag in einer anderen Stadt, einem anderen Land, gestaltet.
Meine Wahl, das Auslandssemester in Reykjavik zu verbringen, ging unter anderem einher mit meinem Interesse an Sprache. Ich frage mich, in welcher anderen Sprache das Internet so treffend bezeichnet wird, wie in Island: „veraldarvefurin“, Weltverflechtung. Ich wollte diese 5 Monate daher umbedingt in einem Land verbringen, in dem Sprache, Literatur und Kunst im Allgemeinen einen sehr großen Stellenwert hat.
Ich hoffte, dass mir die Teilnahme am Erasmus-Programm die Möglichkeit bieten würde, neue Erfahrungen zu sammeln, um mich nicht nur in persönlicher, sondern auch in fachlicher Hinsicht weiter zu entwickeln, da es mir als angehende Sonderschullehrerin besonders wichtig ist, meinen zukünftigen SchülerInnen Eindrücke über ein Leben außerhalb Österreichs vermitteln zu können und ihnen zu zeigen, wie wichtig die globale Vernetzung für eine funktionierende Gesellschaft ist.
Die Universität von Island wurde im Jahre 1911 gegründet und momentan studieren dort etwa 15 000 Studierende an fünf verschiedenen Fakultäten, die sich wie folgt gliedern:
Das Studienjahr ist in Herbstsemester (September bis Dezember) und Frühlingssemester (Januar bis Mai) gegliedert. Im Sommer haben die Studierenden grundsätzlich frei, nicht zuletzt wegen des Tourismus und der Landwirtschaft.
Die School of Education war bis 2008 eine eigenständige Institution, ehe sie aus organisatorischen und finanziellen Gründen mit der Haskoli Islands fusioniert wurde. Daher ist diese Fakultät die einzige, die nicht am Hauptcampus gelegen ist und sowohl über eine eigene Studienbibliothek als auch eine eigene Studienabteilung und Mensa verfügt.
Es gibt folgende Studienrichtungen an der School of Education:
Adresse der Universität in Island:
Háskóli Íslands
Sæmundargötu 2
101 Reykjavík
Email: hi@hi.is
Homepage: www.hi.is
Adresse der Fakultät der Lehrerausbildung:
School of Education
Service center
Stakkahlid
Tel: +354 5255950
Email: menntavisindasvid@hi.is
Homepage: http://english.hi.is/school_of_education/school_of_education
Adresse des International Office (am Hauptcampus):
Alþjóðaskrifstofa
Office of International Education
University of Iceland
Háskólatorg v/Sæmundargötu
101 Reykjavík
Tel: +354 525 4311
E-mail: ask@hi.is
Fax: +354 525 5850
Adresse der Erasmuskoordinatorin des International Office:
Aníta Hannesdóttir
Háskólatorgi Sæmundargötu
University of Iceland
Tel: +354 525 4469
Email: anita@hi.is
Adresse der Erasmuskoordinatorin an der School of Education:
Guðrún Sóley Guðjónsdóttir
Project Manager - International Affairs
School of Education
University of Iceland
v/Stakkahlíd
105 Reykjavík, Iceland
Tel +354 525 5914 , Fax +354 525 5599
http://english.hi.is/
Die besuchten Kurse waren:
All diese Kurse wurden in Englisch unterrichtet.
Dieser Kurs war in die zwei Bereiche, Natur (Biologie und Geologie) und Literatur/Kultur, geteilt. Der Kurs betrug 10 ECTS-Punkte und gab uns Einblick in isländisches Klima, Geologie, Vegetation und Tierleben. Wir machten mehrere Ausflüge und sahen Vulkane, geothermale Quellen, Lavahöhlen, kulturelle Anhaltspunkte und Lebensräume isländischer Kleintiere und betrachteten die isländische Flora vom Rücken der typischen Islandpferde aus. Für den kulturellen Part lasen wir isländische Familiensagas, Volkssagen und verglichen diese mit denen aus unseren Heimatländern.
In diesem Kurs wurde uns der Zusammenhang zwischen der Globalisation und dem Unterrichten im Ausmaß von 10 ECTS näher gebracht. Diese Blockveranstaltung bestand aus Diskussionen und Gruppenarbeiten, in denen viel Wert auf Literaturvergleiche gelegt wurde. Wir betrachteten die globale Unterrichtssituation im Hinblick auf Multikulturalismus, Ideologien, Entwicklung der Schulen, Kultur, Religionen, Vorurteile, Sprachen und Identitäten. Zwei Arbeiten waren erforderlich, für die wir im Kurs vorbereitet wurden, die aber in der Freizeit zu schreiben waren.
Auch die Praxis kam in unserem Kurskatalog nicht zu kurz. Durch das Fach "Teaching English to Young Learners" konnten wir verschiedene Unterrichtsmethoden sowohl inhaltlich in der Theorie kennen lernen und besprechen, als auch praktisch im Kurs an den Studierenden auszuprobieren. Ein spezieller Fokus wurde auf die Fähigkeiten "Hören" und "Sprechen" gelegt, und dazu gab es Diskussionen, Präsentationen und Projektarbeiten. Dieser Kurs beinhaltete zwei ECTS-Punkte an Praxis, die man durch fünf Hospitationstage in einer isländischen Schule erreichte. Insgesamt bekommt man durch diesen Kurs 10 ECTS.
Dieser Kurs brachte uns zwei extra ECTS, die wir durch fünf weitere Hospitationen der isländischen Schule erreichten.
Die Lebenserhaltungskosten in Island sind deutlich höher als in Österreich, wobei es darauf ankommt, was man sich leisten kann und will. Die Lebensmittelpreise variieren: Milchprodukte sind sehr billig, Fleisch ist erheblich teurer (!), Alkohol und Zigaretten fast unbezahlbar. Kleidung ist ebenfalls sehr teuer, wobei es die Möglichkeit des Einkaufs in Second-Hand-Läden und des Wochenendflohmarktes gibt. Dank der Kaffeekultur gibt es in nahezu jedem Kaffeehaus / Supermarkt / Tankstelle / Universität / Campingplatz die Möglichkeit, um ca. € 1,80 endlos Kaffee nachzufüllen, was die Lebensqualität für einige deutlich erhöht! Die meisten Ausgaben fielen für Ausflüge, also Benzin, Mietauto und Unterkünfte an. Ein Schwimmbadbesuch und die Benutzung des universitätseigenen Fitnessstudios ist dafür sehr günstig und empfehlenswert. Man hat ebenfalls die Möglichkeit und staatliche Erlaubnis, jeden Sportplatz der Stadt kostenfrei zu benutzen. Konzerte sind in Reykjavik fast immer gratis und auch werden in der Regel keine Eintritte in Bars und Lokale verlangt.
Da in Island kaum mit Bargeld bezahlt wird, sollte man sich zuvor eine Kreditkarte zulegen. Auch für das Mieten von Autos ist diese unbedingt notwendig (Vorlage). In manchen Gästehäusern wird die Bettwäsche nicht zur Verfügung gestellt, daher unbedingt vorher nachfragen! Trotz der isländischen Kälte sind Badesachen ein Muss, da die IsländerInnen begeisterte SchwimmerInnen sind und es überall Pools, Hot Tubs und geothermale Quellen gibt. Verlasst euch nicht auf das so genannte Buddy-System, weil dieses einige organisatorische Lücken aufwies, als wir ankamen. Vor Abreise sollte man sich ein Handy ohne SIM-Karten-Sperre besorgen, um das Angebot des Telefonanbieters NOVA nützen zu können (einmalige Zahlung von ca. € 20,- danach gratis Verbindung zu anderen NOVA-Kunden).
Als Erstes sollte man sich in der Borgartún 21 seine Kennitala (den isländischen Personalausweis) holen, um sich auf der Universitätshomepage einschreiben zu können. Man braucht für die Ansuche der Kennitala einen Personalausweis, sowie die isländische Wohnadresse und den letter of acceptance der Haskoli Islands. Sobald man diese Nummer hat, kann man im Haskolatorg, dem Hauptgebäude des Hauptcampus, seinen Studentenausweis beantragen und bekommt für die Universitätshomepage seinen Benutzernamen und Kennwort. Danach loggt man sich auf Ugla (Eule) ein, wo man sich unter anderem elektronisch einen Überblick über seine Kurse verschaffen kann.
Direkt vom Flughafen geht ein Shuttlebus nach Reykjavik, der ungefähr eine Stunde fährt und ca. € 10,- kostet. Man kann sich vom Busbahnhof auch gegen einen kleinen Aufpreis direkt zur Unterkunft bringen lassen.
Die Busse in Reykjavik kosten pro Fahrt 300 Kronen, was ca. € 1,80 entspricht. Das Ticket gilt dann für 75 Minuten (wenn man dabei umsteigen will, muss man im Vorhinein das ausgedruckte Ticket beim Fahrer ordern). Wichtig zu wissen ist, dass man im Bus nur bar zahlen kann und kein Wechselgeld bekommt. Es gibt allerdings die Möglichkeit, in Hlemmur oder anderen größeren Busstationen, Neunerblöcke, Monatskarten oder auch Einzeltickets für den Bus zu kaufen.
Es gibt mehrere Firmen, bei denen man sich ein Mietauto nehmen kann. Billige Möglichkeiten sind "cheap jeep" oder "sad cars". Ein Auto buchen kann man direkt bei der Mietstelle oder auch im Internet. Unbedingt wissen sollte man eine Notrufnummer und die Kontaktnummer der Firma.
In Reykjavik gibt es mehrere Supermärkte, wie Bónus, den vergleichsmäßig billigsten Markt. Zusätzlich gibt es Großmärkte, wie Hagkaup, in dem man eine größere Auswahl bekommt, dafür aber ein wenig mehr zahlen muss. Die Öffnungszeiten sollte man im Zweifelsfall im Internet nachsehen, generell öffnen die Märkte in Island später als in Österreich, schließen aber auch später. Besondere Öffnungszeiten hat der 10-11, in dem man eine kleine Auswahl hat und mehr für die Produkte zahlt, dafür außergewöhnlich spät einkaufen kann (an manchen Standorten schließt der Markt um Mitternacht, in manchen Märkten kann man rund um die Uhr einkaufen). Man sollte sich im Vorhinein über Feiertage, an denen die Supermärkte geschlossen sind, informieren. Über die Preisunterschiede zwischen Island und Österreich kann man im Punkt Lebenserhaltungskosten nachlesen.
Die Bars schließen in Island am Freitag, Samstag und vor Feiertagen um fünf Uhr früh, an den anderen Tagen um ein Uhr früh. Will man privat ein Gläschen Wein trinken, zahlt es sich aus, zur Vinbudin, der staatlichen Verkaufsstelle für Alkoholisches, zu gehen. Man kann auch beim Duty-free-Shop am Flughafen einkaufen. Tabakwaren bekommt man im 10-11 oder im Tabakgeschäft an der Laugavegur.
Da Google Maps in Island sehr ungenau ist, lohnt es sich, die folgende Homepage zu verwenden: http://ja.is/
Ich kann es kaum glauben, dass das erste Monat schon fast vorbei ist.
Magdalena und ich sind ohne größere Probleme am 2.Jänner spätabends in Reykjavik angekommen und haben uns direkt vor unserem zukünftigen Haus absetzen lassen. Die erste Nacht war aufgrund der nichtvorhandenen Bettwäsche frostig, aber die Müdigkeit der Reise hat dafür gesorgt, dass ich trotzdem sofort eingeschlafen bin.
Die ersten Tage vergingen wie im Flug: Wir hatten viel Zeit, um die Stadt zu erkunden, wo jeder Ort zu Fuß erreichbar ist! Die Uni ist riesig, gottseidank ist unsere Fakultät, die School of Education, aber seperat gelegen, und im Prinzip genauso überschaubar wie die PH zuhause, was das zurechtfinden im Gebäude erheblich erleichtert (hat).
Die Kurse, die wir belegt haben, finde ich durchwegs spannend und sehr interessant. Neben "Globalisation und Education" und "Teaching English To Young Learners" hat es mir aber vor allem "Icelandic Nature & Cultural Legacy" angetan. Wir bekommen von verschiedenen Vortragenden Einblick in die isländische Literatur und die geologischen und biologischen Begebenheiten des unfassbar schönen Landes.
Die Schönheit und Vielseitigkeit Islands abseits von Reykjavik durften wir zumindest ansatzweise erleben und verbrachten gemeinsam mit einem Bus voller Isländer_innen und drei Österreicherinnen ein Wochenende in Akureyri,der zweitgrößten Stadt der Insel, wo wir an einem Skitrip teilnahmen. Zwar ist das Schigebiet nicht mit unseren Heimischen zu vergleichen, die Aussicht macht dafür aber alles wett!
Der Alltag in Reykjavik ist wie die Stadt selbst: gemütlich und angenehm.
Wir unternehmen viel mit unseren Mitbewohner_innen, die aus Schweden, Finnland, Dänemark, Polen, Italien, Rumänien, Indien und den USA kommen, trinken fabelhaften Kaffee, machen lange Spaziergänge, genießen die wunderschöne Natur und die Zeit, die uns bleibt.
Im Prinzip könnte ich den zweiten Eintrag gleich beginnen wie den ersten, und erneut erwähnen, dass ich es kaum glauben kann, dass das mittlerweile zweite Monat vorbei ist. Aber nur im Prinzip.
Es gibt erneut vieles zu erzählen, berichten und zu (be)schreiben.
Der Uni-Alltag ist noch immer wahnsinnig vielseitig und vor allem das Belegen des Kurses "Icelandic Nature & Cultural Legacy" hat sich ausgezahlt: Neben einem Biologie-Trip zur Perlan, einem Ausflug ins House of Culture in Downtown Reykjavik und einer Fahrt zu Halldor Laxness ehemaligem Wohnort (bei der wir uns irgendwo zwischen Schnee und Eis auf einem Golfplatz verlaufen haben), war vor allem der letzte Geologie-Trip sehr spannend: Wir haben heiße Quellen bestaunt, sind auf einen Vulkan gewandert, haben die reichste Kirche Islands besichtigt, die mehr einer kleinen Kapelle ähnelt, und uns am Strand über verspielte Robben gefreut. Zum Abschluss sind wir durch eine Lavahöhle geklettert, die im Laufe des nächsten Jahres im Kino zu bestaunen sein wird, wenn Russel Crowe's „Noah“ anläuft.
Das zweite Highlight war der Beginn der Praxis. Ich bin, gemeinsam mit 10 anderen Studierenden aus Schweden, Österreich, Dänemark, Belgien, Japan und dem Baskenland in der "Alfholskoli", einer Schule in der nächstgelegenen Stadt Kopavogur, gelandet.
Der erste Eindruck war gewaltig und positiv in jeglicher Hinsicht. Die Lehrpersonen wirken ebenso entspannt wie die Schüler_innen, die Austattung der Schule ist unfassbar und das Angebot mit dem unseren kaum zu vergleichen. Die Kinder haben von der ersten Schulstufe an Kochen, Theater, Bilderisches Gestalten, textiles und technisches Werken, Englisch, Schwimm- und Sportunterricht.
Es gibt Bereiche für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, wie z.B. eigene Räumlichkeiten für Kinder mit geistiger/körperlicher Beeinträchtigung oder spezielle Förderung für Kinder mit Migrationshintergrund bzw. Isländisch als Zweitsprache, welche in den Hauptfächern separat und in ihrer jeweiligen Muttersprache unterrichtet werden.
Zum gemeinsamen Ziel hat sich die Schule jedoch das gemeinsame miteinander und voneinander Lernen gesetzt: Alle Kinder werden so gut als möglich in den Klassenverband integriert, nehmen an inner- und außerschulischen Aktivitäten teil, und werden vor allem in den musischen Fächern gefördert.Gegessen wird gemeinsam, Lehrer_innen sitzen zwischen Kindern jeden Alters, neben Betreuer_innen, Pflegepersonal und Lehramtsanwärter_innen.
Ich hoffe, in den nächsten Wochen einen genaueren Einblick zu bekommen und bin schon gespannt, was mich in der Zukunft erwartet.
Gespannt war ich auch auf das Sónar-Festival, bei dem neben lokalen Musikern wie Ólafur Árnalds oder Sin Fang auch internationale Größen wie James Blake, Squarepusher oder Modeselektor auftraten. Am Ende des zweiten Tages waren wir uns alle einig: Die nicht billige Eintrittskarte hat sich voll und ganz bezahlt gemacht!
Nicht ganz so ausgezahlt, dafür eine unvergessliche Erfahrung war das traditionelle isländische Festessen, das Þorrablót, von dem mir im Vorhinein von allen Seiten abgeraten wurde. Aber was sein muss, muss sein, und so hat sich mein Magen innerhalb kürzester Zeit mit Wal, fermetiertem Hai, Schafskopf & Schafshoden, Trockenfisch, Blutwurst, Rübenpúree und einigen anderen Delikatessen gefüllt. Résumée: gut war nur der Brennivin, der zum Wal gereicht wurde.
Nebst Brennivin spielt in Island auch das Bier eine wichtige Rolle: Seit mittlerweile 24 Jahren darf es (wieder) legal gebraut werden. Am Jubiläumswochenende fand das traditionelle Bierfestival mit Kostproben unzähliger internationaler Brauereien statt, bei dem erneut gute, heimische Musik nicht fehlen durfte.
Was am Ende noch zu sagen bleibt: Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit hatte, zwischen zwei kontinentalen Platten zu stehen und danach in einer türkisen Lagune mitten im Nirgendwo baden zu können. Ich mag Skýr, Snorri Sturlsson's „Edda“ und Valgeir Sigurdsson „Dreamland“. Ich finde es ungewohnt, dass der Buchstabe „C“ im isländischen Alphabet nicht vorhanden ist und dass man rund um die Uhr Lebensmittel einkaufen kann. Ich bekomme Emails von einem Professor namens Baldur, der in seinem Betreff Sätze wie „From Baldur, who had bad dreams“ oder „Hello, says the teacher“ verwendet und schreibe in Kursen Gedichte und Verse. Ich habe den wärstem Februar seit Jahren in der Geschichte miterlebt – dafür auch einen der ärgsten Schneestürme des Landes. Ich esse frischen Lachs und trinke unmengen Kaffee, so wie alle hier. Ich liebe die Nordlichter und die Farben der Landschaft. Ich kann auf Finnisch und Italienisch Fluchen, mich auf Polnisch bedanken, auf Dänisch nach dem Staubsauger fragen und bin in der Lage, mich auf Niederländisch zu verständigen, spreche jedoch kaum ein Wort Isländisch und tu' mir schwer mit der deutschen Sprache. Ich gebe weniger Geld aus als erwartet, habe mich im Zoo mit Pferden und einem Rentier angefreundet und bin in erster Linie glücklich über die Menschen, die ich hier kennenlerne, und mit denen ich meine Zeit verbringe.
März und April wecken im nachhinein den Gedanken in mir, dass wir sowas wie Alltag erlebt haben.
Die Kälte wurde zur Gewohnheit, die Finsternis wurde von Tag zu Tag weniger. Heute, am 1.Mai, dem Tag der Arbeit, dämmerte es um 3:00 und die Sonne ist bis jetzt (22:10) noch nicht untergegangen. Ich kann es kaum für möglich halten, aber mir scheint, der Sommer, der offiziell am 18 April begonnen hat, hält langsam auch in der nördlichsten Hauptstadt Europas Einzug. Das Gras ist grün, die Blumen blühen hier und da, die wenigen, eher Büschen ähnelnden Bäume tragen Knospen und die isländischen Kaffeehausbesitzer_innen haben begonnen, ihre Gastgärten und Dachterassen für Wagemutige herzurichten.
Nichtsdestotrotz werden wir immer wieder von Schnee, beißender Kälte und Hagelstürmen überrascht. Die Winterjacke wird wohl erst in Graz in den Schrank verbannt.
Verbannt wird auch der Gedanke, dass er in 20 Tagen zu Ende ist, der Auslandsaufenthalt.
Noch sind die Erinnerungen frisch und farbenfroh, geprägt von Gelächter und Freude.
Die Trips mit anderen Studierenden aus den verschiedensten Ecken und Enden der Welt zählen zu den absoluten Highlights. Wir waren im Westen, haben Vulkane, Gletscher, kleine Dörfer, Museen, und unzähliges mehr gesehen, sind in den Westfjorden im stürmenden Schnee mit dem Auto steckengeblieben und wurden von einem unheimlich netten Einheimischen in die nächste Ortschaft abgeschleppt.
Wir haben Robben beobachtet, einen Polarfuchs aus nächster Nähe gesehen, in einem zu einem Schwimmbad umgebauten Stall inmitten von Sätteln und diversen botanischen Pflanzen gebadet, unzählige Hot dogs gegessen, im Auto zu Of Monsters and Men gesungen und dabei die Augen nicht von der Landschaft, die draußen an uns vorbeigesaust ist, gelassen.
Wir sind auf Islandpferden geritten, haben Vögel beim brüten beobachtet, die Umgebung der Stadt erkundschaftet, die Schwimmbäder lieben gelernt, Sandwiches am schwarzen Sandstrand sitzend gegessen, Kliffe und Höhlen,Wale und Delfine beobachtet, die isländischen Wahlen mit gemischten Gefühlen verfolgt und unzählige Geburtstage, Nachmittage und vor allem Nächte mit mittlerweile zu guten Freunden gewordenen Menschen verbracht.
Die Uni ist vorbei, die meisten Arbeiten sind geschrieben und versendet, die Ferien haben begonnen, die ersten Abschiede auch. Die ersten Tränen fließen, und irgendwie bleibt doch immer der Gedanke, dass man sich durch die gemeinsamen Erfahrungen immer nah sein wird.
Wer kann schon von sich behaupten, Übernachtungsmöglichkeiten und Fremdenführer_innen auf der ganzen Welt zu haben?!
Der Mai war geprägt von schönem Wetter, Tieren mit Nachwuchs, wirklich grünen Wiesen und der Tatsache, dass das Geld nun wirklich knapp wurde.
Ein Ausflug auf die Vestmannaeyjar, die Westmännerinseln, war der wohl schönste des gesamten Aufenthaltes. Noch nie habe ich Vulkangestein in den Farben des Regenbogens gesehen und davon gehört, dass man auf der Spitze des Vulkans pylsur, also Hotdogs, grillen kann.
Lange haben wir gewartet, aber endlich, endlich, endlich konnten wir auch Papageientaucher beim Brüten, Fliegen, Tauchen und Watscheln beobachten. Dafür, dass ich Vögel irgendwie unheimlich finde, habe ich jetzt einen neuen Lieblingsvogel :)
Die letzten Tage in Reykjavík sind rasend schnell und wie im Traum vergangen. Von Tag zu Tag wurden wir weniger Erasmus-Studierende, die sich Tag für Tag zu verschiedenen Aktivitäten (wie zb Schwimmen, MInigolf-spielen oder auf Konzerte gehen) verabredet haben. Je näher der Tag der Abreise rückte, desto bewusster wurde ich mir der Tatsache, dass diese wunderbare Zeit bald zu Ende gehen würde.
Doch wie heißt es doch so schön: Es wird nie so sein wie woanders.
Ich fand es sehr spannend, die Unterschiede zwischen der PHst und der Universität Island kennenlernen zu dürfen. Speziell begeistert hat mich in Reykjavík die Tatsache, dass uns der Zutritt zu allen vorhandenen universitären Bibiliotheken gestattet war.
Ich denke, dass ich von den in Anspruch genommenen Kursen durchaus auch zukünftig profitieren kann. Speziell der Kurs "Teaching English To Young Learners" mit dem kanadischen Professor Robert Berman hat mir gut gefallen. Durch seine ganz spezielle Art uns Unterrichtsmethoden näher zu bringen, und die Art, wie er auf gegenseitige Interaktion setzte, hat er es geschafft, dass ich mir bestimmt einen Großteil seines Wissens auf längere Zeit lang merken werde.
Auch der Kurs "Icelandic Nature and Cultural Legacy" war für mich sehr lehrreich, wobei ich dies eher dem persönlichen Bereich zuordnen würde, als dem akademischen, da die Inhalte, wie eben schon der Name verrät, ausschließlich mit Island zu tun hatten.
Es fällt mir schwer, den sozialen und kulturellen Bereich voneinander zu trennen, da die beiden Bereiche für mich sehr eng zusammen gehören. Durch das Kennenlernen so vieler unterschiedlicher Menschen und ihren kulturellen Eigen-, und Besonderheiten weiß ich, dass ich davon unglaublich profitiert habe, und auch in Zukunft profiteren werde.
Es war zum Beispiel sehr spannend, mit baskischen Lehramtsstudierenden gemeinsam eine kurze Unterrichtssequenz vorzubereiten und die unterschiedlichen Herangehensweisen zu sehen.
Natürlich war es besonders bereichernd, die allgegenwärtige kulturelle Vielfalt Islands um sich zu haben; die Museen, Ausstellungen, Graffiti-Wände und Aktionskunst auf der Straße, sowie die unzähligen Buchläden und Lesecafés haben mich begeistert.
In persönlicher Hinsicht habe ich vor allem gelernt, damit umzugehen, mit mindestens 10 anderen Menschen zusammenzuwohnen. Außerdem denke ich, selbstständiger geworden zu sein und meine sprachlichen Fähigkeiten verbessert zu haben.
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