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Erasmus+ Journal (Issue 1)

University of Huelva (b)

Autorin: Andrea Zwetti

Leben Land und Leute

Die Stadt Huelva hat ca. 150.000 Einwohner und ist kaum touristisch geprägt. Sie hat eine kleine Altstadt mit einigen Sehenswürdigkeiten sowie Geschäften und ist leicht zu Fuß zu erkunden. Es gibt unzählige Tapas Bars, Restaurants, Kaffeehäuser und Lokale, in denen man die typische spanische Küche genießen kann. Mir gefällt es sehr, dass ich sowohl zur Uni als auch in die Innenstadt zu Fuß gehen kann. Zudem habe ich hier ein Rad, somit ist es für mich einfach mich mit Freunden zu verabreden und ich brauche nicht lange, um von A nach B zu kommen.

Das Leben hier ist stark von der spanischen Siesta geprägt. In der Zeit von 14:00-17:30 haben viele Geschäfte geschlossen und die Innenstadt ist fast menschenleer. Dennoch haben Supermärkte und die meisten größeren Modegeschäfte geöffnet … also die perfekte Zeit für mich, um ungestört einkaufen zu gehen. Abends ist die Innenstadt dann bis um 22:00-23:00 voll mit Menschen, die durch die Stadt bummeln, einkaufen und gemütlich ein paar Tapas essen – einfach Urlaubsflair.

Huelva liegt sehr zentral in Südspanien und ist mit Bus, Zug und Flugzeug gut zu erreichen. Es ist nur eine Autostunde von Portugal entfernt und ist zudem von Afrika nicht weit weg. Darum bietet es sich sehr gut an, auch außerhalb von Spanien zu reisen. Die Tickets für Verkehrsmittel sind nicht besonders teuer und auch Flüge kann man sehr günstig vom Flughafen Sevilla buchen. Somit ist die Stadt perfekt zum Reisen.

Die Lebensmittelpreise sind hier nicht so hoch wie in Österreich. Vor allem frischer Fisch ist nicht teuer und steht fast jeden Tag auf meinem Speiseplan. Zudem gibt es in vielen Lokalen besondere Angebote wie beispielsweise ein Getränk mit gratis Paella oder Tapas. Dies macht das Leben und Ausgehen hier leicht erschwinglich. Für ein Bier beim Weggehen bezahlt man knapp 1€, in der Happy hour sogar nur 50 Cent.

Meine Unterkunft

Meine Unterkunft in Huelva habe ich über die Facebook Gruppe „Erasmus Huelva“ schon vor Antritt meines Auslandssemesters organisiert. Eine Erasmusstudentin, die für ein ganzes Jahr in Huelva blieb, suchte 2 Nachmieter für das zweite Semester. Diese Möglichkeit stellte sich für mich und meine Kollegin Astrid, die mit mir gemeinsam nach Huelva ging, als sehr positiv heraus, denn dadurch hatten wir sofort eine Ansprechperson vor Ort, die unsere Fragen beantworten konnte. Unsere Wohnung ist sehr zentral zwischen dem Stadtkern und dem Campus El Carmen gelegen, so konnten wir beides gut zu Fuß oder mit dem Rad erreichen. Unsere Wohnung war im Gegensatz zu anderen sehr schön, perfekt ausgestattet und auf zwei Stockwerke aufgeteilt.

Kontaktdaten Universität Huelva

Departamento de Educación

Facultad de Ciencias de la Educación

Campus de «El Carmen»
Avda. Fuerzas Armadas, s/n.
21071 Huelva

Teléfono: +34 959 219245
Fax: +34 959 219224

Lehrveranstaltungen

Cultural bases of education (6ECTS)

Diese Lehrveranstaltung fand jeden Dienstag Vormittag statt und dauerte 1,5 Stunden. Der Professor legte viel Wert darauf, die Lehrveranstaltung in Form eines Seminars abzuhalten und forderte uns dazu auf, aktiv im Unterricht mitzuarbeiten. Inhaltlich setzten wir uns mit verschiedenen kulturellen Themen auseinander. Hierzu schauten wir unter anderem drei Filme an, die wir in Gruppen thematisch aufarbeiteten und präsentierten. Zentral war es zudem auch, die spanische Kultur, Brauchtümer und Traditionen genauer kennenzulernen. Dieses Wissen erhielten wir durch Kurzfilme und Präsentationen, die von Juan Ramón (in Spanien spricht man die ProfessorInnen mit den Vornamen an) vorgetragen wurden. Zudem besuchte uns einmal eine Flamenco-Tänzerin, die uns über den Flamencotanz alles Wissenswerte erklärte, uns vortanzte und zum Mittanzen animierte. Während der International week besuchte uns ein Professor aus der Türkei, der einen Vortrag über die Anadolu University in der Türkei hielt. Somit war es ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Seminar, aus dem ich viel lernen konnte.

Die Notengebung erfolgt durch die Präsenz und Mitarbeit während des Unterrichts, durch eine Gruppenpräsentation, durch die Abgabe einer Mitschrift und Reflexion jeder Präsenzeinheit sowie durch ein Tagebuch, in dem wir 7 verschiedene Themen persönlich aufarbeiten mussten.

Curriculum making II: Innovation and development (6ECTS)

General didactics II (6ECTS)

Diese beiden Lehrveranstaltungen besuchte ich bei José Manuel. Er spricht sehr gutes Englisch und hat ein außerordentliches Wissen über erziehungswissenschaftliche und psychologische Themen. Beide Kurse wurden mit Unterstützung einer virtuellen Plattform abgehalten. Unsere Aufgabe war es, jede Woche von ihm verfasste Artikel zu erziehungswissenschaftlichen Themen, aktuellen Diskussionen und Problemen aus aller Welt zu kommentieren. Zudem hatten wir jeden Dienstag in seine Sprechstunde zu kommen. Dort diskutierten wir die Themen genauer, welche er in seinen Artikeln behandelte. Zusätzlich schauten wir uns Videos über erziehungswissenschaftliche Diskussionen auf www.ted.at an. Während der Treffen stellte uns der Professor jede Woche ein bis zwei Bücher vor, die er uns zum Lesen ans Herz legte. José Manuel legte auch immer wieder den Fokus auf Erziehung und Bildung, deren Erfolge sowie Probleme in verschiedenen Ländern innerhalb und außerhalb von Europa. Dabei erzählte er uns von Erlebnissen und Erfahrungen, die er auf zahlreichen Auslandsaufenthalten machte. Zudem forderte er uns StudentInnen auf, aus unseren Ländern zu berichten. Die beiden Lehrveranstaltungen waren für mich wirklich sehr lehrreich. Besonders toll fand ich es auch, von den Problemen und Erfolgen verschiedener Bildungssysteme innerhalb Europas zu erfahren. 

Teacher practicum (6ECTS)

Das "teacher practicum" absolvierte ich für 50 Stunden an der C.E.I.P.T Manuel Siurot School in Huelva, einer bilingualen, öffentlichen Volksschule. Meine Kollegin Astrid und ich waren gemeinsam in der 3.C Klasse. Unsere Aufgabe war es, den Klassenlehrer beim Unterrichten zu unterstützen, den Kindern während des Unterrichts zu helfen und Tests zu korrigieren. Am vorletzten Praxistag durften wir auch eine kurze Unterrichtssequenz selbst unterrichten. Die Pausen nutzten wir immer dazu, um Informationen über das spanische Bildungssystem zu erhalten.

Da die Kinder zwar Englisch sprechen sollten, aber nicht wirklich dazu imstande waren, verbesserte ich während des Praktikums meine Spanischkenntnisse sehr. Zudem lernte ich viel über das spanische Erziehungs- und Bildungssystem, woraus ich wertvolle Erfahrungen für meinen zukünftigen Beruf als Lehrerin mitnehmen kann.

Ein genauer Praxisbericht mit allen wichtigen Informationen sowie Reflexionen zu den einzelnen Praxistagen sind in den angehängten Datein nachzulesen.

Social pedagogy (6ECTS)

Fokus dieser Lehrveranstaltung lag in der Erarbeitung von Faktenwissen zu verschiedenen sozialpädagogischen Themen wie bspw. Sozialisation, formaler-, nicht formaler- und informeller Erziehung oder soziale Benachteiligung. Die Lehrveranstaltung fand jeden Donnerstag für 1,5 Stunden statt. Dort präsentierte uns der Professor die oben genannten Themen und gab uns Arbeitsaufträge, die wir hierzu umzusetzen hatten. Zudem hatten wir zwei schriftliche Prüfungen, die wir mittels eines online-Tests positiv zu erfüllen hatten. In der letzten Präsenzeinheit mussten wir in Kleingruppen selbst gewählte Themen präsentieren und daraus ein praktisches Beispiel, das wir für eine bestimmte Zielgruppe zu erstellen hatten, vorstellen.

Diese Lehrveranstaltung war ziemlich chaotisch, da der Professor mit einigen Schicksalsschlägen während des Semesters zu kämpfen hatte und somit einige Präsenztermine ausfielen lies. Zudem war das, was er von uns für den positiven Abschluss des Seminars verlangte, nicht von Anfang an klar und nachvollziehbar. Trotzdem konnte ich schlussendlich alle Arbeitsaufträge fristgerecht abgeben.   

Spanisch Course (5ECTS)

Da ich während meines Aufenthaltes in Spanien auch die Landessprache lernen wollte, meldete ich mich für einen wöchentlich stattfindenden Spanischkurs an. Dieser wurde vom „Servicio de Lenguas Modernas“ für StudentInnen angeboten. Ich lernte während des Kurses einfache grammatische Grundlagen sowie nützliche Vokabeln und Sätze, die mir mein Leben in Spanien sehr erleichterten. Zudem erzählte uns unsere Lehrerin viel über die spanische Kultur sowie über Traditionen und Brauchtümer. Dies machte den Kurs sehr interessant.

Der Kurs endete mit einer Abschlussprüfung, die einen schriftlichen und einen mündlichen Teil beinhaltete.

Unterschiede zwischen der PHSt und der UHU

Ein sehr großer Unterschied der beiden Universitäten fiel mir sofort auf, als ich das erste Mal an der UHU war. Die LehrerInnenausbildung ist nämlich nicht wie bei uns von der Universität getrennt und ein Hochschulstudium, sondern steht in Verbindung mit der Universität und ist eine eigene Fakultät - „Educatión“.

Zudem geht an der UHU alles viel langsamer und komplizierter als bei uns. E-Mails an Professoren werden bspw. erst nach Wochen beantwortet, zudem wird man ständig von A nach B weitergeleitet, da sich oft niemand zuständig für ein Problem fühlt. Jedoch muss gesagt werden, dass viele der Bediensteten auch sehr hilfsbereit waren.

Innerhalb des ersten Monats gab es eine Eingewöhnungs- und Orientierungsphase. In dieser Zeit mussten wir uns zwar für Lehrveranstaltungen anmelden, konnten diese aber noch jederzeit wechseln. Dies war für mich sehr positiv, da meine Lehrveranstaltungen, die ich mir bereits vor Antritt des Auslandssemesters ausgesucht hatte, zumeist nicht angeboten wurden. Die schlussendliche Inskription erfolgte jedoch erst zwei Monate nach meiner Ankunft, was wiederum ein ungewöhnlich langer Zeitraum war.

Die Organisation und Abhaltung der einzelnen Seminare ist ähnlich wie an der PHSt. Es gibt sowohl Unterrichtssequenzen mit frontalem Unterricht, als auch Einzel-, Gruppen- und Teamarbeiten. Auch die Prüfungsmodalitäten mit schriftlichen Prüfungen, Präsentationen und Arbeitsaufträgen sind ähnlich. Die englische Sprachkompetenz der Professoren war durchwegs in Ordnung. Der zeitliche Aufwand für die Lehrveranstaltung war von Seminar zu Seminar verschieden.

Reisen und Freizeitgestaltung

Neben der Uni war ein wichtiger Punkt meines Auslandssemesters das Reisen. Neben einigen Kurztrips in und um Huelva, die auch von ESN Huelva organisiert wurden, habe ich gemeinsam mit anderen ErasmusstudentInnen beispielsweise einen Road Trip quer durch Andalusien gemacht. Folgende Städte haben wir besucht: Granada – Ronda – Nerja – La Linea de la Concepción – Gibraltar – Cádiz. Jede Stadt war mit ihren besonderen typischen und bekannten Sehenswürdigkeiten einzigartig: z.B. die Alhambra in Granada, die berühmte Puente Nuevo, die in einer der größten „Pueblos Blancos“, in Ronda, liegt oder Gibraltar, britisches Staatsgebiet mitten in Spanien, mit dem berühmten Fels von Gibraltar.

Zudem habe ich auch die Städte Córdoba und Sevilla besucht. Die Städte gefielen mir sehr gut und waren voll mit typisch spanischem Flair. Diese beiden Städte habe ich unter anderem auch während der Semana Santa besucht. Hier in Südspanien wird die Osterwoche wie nirgend anders gefeiert. Täglich gibt es mehrere Prozessionen und Umzüge. In größeren Städten wie Sevilla sind unzählige Touristen sowie Einheimische auf den Straßen und verfolgen die Feierlichkeiten. Für die Spanier hier im Süden ist die gesamte Karwoche ein großes Fest. Viele Menschen haben Urlaub und verbringen die Zeit mit gutem Essen, Trinken, Feiern und dem Besuch der Prozessionen.

Eine weitere Reise führte mich nach Marrakesch, einer Stadt in Marokko. Dort waren wir für fünf Tage und schauten uns die Stadt sowie die Natur an. Es war eine unbeschreibliche Reise, auf der ich viele tolle und vollkommen neue Erlebnisse machte.

Ein Wochenende im April verbrachte ich in Lissabon. Mit dem Mietauto fuhren wir ca. 4 Stunden lang durch Spanien und Portugal, bis wir schlussendlich in der Hauptstadt Portugals ankamen. In Lissabon machten wir eine „free-walking-tour“ – eine kostenlose Stadtführung- und besichtigten die verschiedensten Sehenswürdigkeiten.

In der Zeit von „El Rocio“, einem großen spanischem Fest, an dem die Uni für eine Woche lang ausfällt, machte ich eine zehntägige Reise nach Gran Canaria – Teneriffa und Barcelona. Die beiden Inseln waren wirklich traumhaft, mit kristallklarem Wasser sowie schwarzem Sand. Auf Teneriffa besichtigten wir auch den Vulkan „Teide“, was für mich ein einzigartiges Erlebnis war. Den Abschluss dieser Reise machten wir in Barcelona, eine Stadt, die ich bestimmt wieder besuchen werde.

Meine letzte Reise ging an die Algarve, in den Süden Portugals. Um Meer, Strand und Sonne noch einmal richtig zu genießen, fuhren wir zu verschiedensten Buchten und Stränden und erholten uns, bevor wir unsere Heimreise antraten.

Resümee meines Auslandssemesters

Wenn ich das vergangene Semester rückblickend betrachte, ist es für mich unwahrscheinlich schnell vergangen. Da ich in jeder freien Minute unterwegs oder auf Reisen war, konnte ich viele neue Erlebnisse und Erfahrungen machen. Auch wenn ich die spanische Sprache nicht wie erwünscht gelernt habe, so habe ich dennoch mein Englisch unwahrscheinlich verbessert. Darauf bin ich sehr stolz. Das Einleben in eine andere Kultur mit komplett unterschiedlichen Traditionen und Lebensweisen war für mich zuerst ein wenig ungewohnt, aber bereits nach kurzer Zeit fühlte ich mich nicht mehr fremd. Ich bin ein sehr offener Mensch und hatte kein Problem damit, mir einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Während des Semesters lernte ich viele verschiedene Freunde aus ganz Europa kennen und erfuhr somit auch viel von deren Kultur. Dies war für mich eine tolle Erfahrung, die das nach Hause gehen jedoch umso schwerer machte.

Nicht nur für meinen zukünftigen Beruf, sondern auch für mich persönlich konnte ich während dieses Semesters viel dazulernen. Dies machte die vergangen vier Monate zu einem unvergesslich tollen Erlebnis, das ich nie vergessen und missen möchte.    

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