Autorin: Astrid Obrist
Am 17. Februar ist es so weit: Die Reise beginnt.
Obwohl es nur mehr 4 Wochen bis zum Flug sind, erscheint mir alles noch eher unreal und ganz weit weg.
Momentan bin ich noch ruhig und gelassen und voller Vorfreude.
Die Nervosität und ein bisschen Bauchweh kommen aber bestimmt bald - spätestens, wenn ich am Flughafen in Wien stehe und mir richtig bewusst wird, dass 4 spannende und erlebnisreiche Monate in einer neuen Welt auf mich warten.
Gestern (Sonntag, 17.2.), sind wir nach einer langen Reise mit Flugzeug, Taxi und Autobus endlich in Huelva angekommen und wurden von Kristina (unserer Mitbewohnerin) vom Busbahnhof abgeholt.
Danach ging es zum Abendessen in ein kleines Lokal mit "100 montaditos" (lauter kleine Brötchen, die sonntags und mittwochs total günstig sind! Bier übrigens auch - 1 €). Müde und erschöpft sind wir dann - den spanischen Gewohnheiten nach sehr untypisch - relativ früh schlafen gegangen.
Heute sind wir zur Universidad de Huelva am Campus del Carmen gefahren, um erste Informationen über das kommende Semester zu bekommen und uns schon etwas zurechtzufinden. Nach kurzer Zeit wurde klar: Das wird noch ganz schön viel Arbeit mit dem ganzen Bürokratie-Krimskrams...
Danach haben wir das Zentrum von Huelva - rund um die Plaza de las Monjas - auf eigene Faust erkundet und das eine oder andere Geschäft durchstöbert.
Am Abend gab's frisches Lachsfilet (die Fischauswahl ist einfach ein Traum! Im normalen Supermarkt, zB Mercadona bekommt man richtig günstig frischen Fisch!) mit Gemüse und Nudeln. Also, das Essen hier können wir wirklich genießen!
Departamento de Educación
Facultad de Ciencias de la Educación
Campus de «El Carmen»
Avda. Fuerzas Armadas, s/n.
21071 Huelva
Teléfono: +34 959 219245
Fax: +34 959 219224
In der ersten Zeit in Huelva habe ich schon viele neue und verschiedene Dinge erlebt und Eindrücke bekommen.
Die Leute hier sind sehr nett, freundlich und hilfsbereit, obwohl ich eine Fremde bin und Spanisch nicht sehr fließend spreche. Sie reden sehr viel, sind kommunikativ und temperamentvoll, was ich sehr mag. Es ist jedoch schockierend, dass fast niemand hier – weder Jung noch Alt – Englisch (geschweige denn eine andere Fremdsprache) spricht. Aber irgendwie stört mich das nicht wirklich, da ich so mein bestehendes Spanisch anwenden muss und dadurch verbessern kann. Leider komme ich sonst eher wenig in den Genuss der spanischen Sprache, da unsere Kurse auf Englisch gehalten werden (außer der Sprachkurs natürlich), ich hauptsächlich mit Erasmus-Studenten zu tun habe und so mit den spanischen jungen Leuten wenig in Kontakt komme.
Hier in Andalusien spricht man andaluz, einen Dialekt, der etwas befremdlich und undeutlich klingt. Es ist noch etwas schwer für mich, diesen Dialekt (der noch dazu sehr schnell gesprochen wird) zu verstehen, aber das wird schon (-;
Obwohl die Südspanier – wie schon erwähnt – sehr freundlich und hilfsbereit sind, haben sie in manchen Situationen doch eher ein unhöfliches Verhalten. Vor allem, wenn’s ums Anstellen beim Bus oder im Supermarkt geht: Da wird gedrängelt und geschubst. Die sonst so entspannten und gemütlichen Leute werden dann plötzlich ungeduldig und unfreundlich.
Ein bisschen was zu Huelva an sich: Diese Stadt ist mit ca. 300 000 Einwohnern überschaubar und das Zentrum ist klein und übersichtlich. Ich kann alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Es war auch nicht schwer für mich, mich zu orientieren und mir die wichtigsten Plätze zu merken. Das finde ich gut, denn in sehr großen Städten fühle ich mich etwas verloren und bin es oft auch. Leider sind die Straßen und Plätze Huelvas sehr dreckig – es liegen überall Müll und Hundekot (selten habe ich so viel Hundekot auf den Gehwegen gesehen wie hier). Man muss echt aufpassen, wo man hintritt. Das finde ich sehr schade, denn Huelva hat viele nette Plätze zu bieten. Auch die Luft wird durch das umliegende Industriegebiet sehr verschmutzt.
Was mich auch vor den Kopf stößt, ist die nicht vorhandene Mülltrennung. In Österreich wird (zumindest in unserem Haushalt) der Müll sauber und ordentlich getrennt, was für mich keinerlei Schwierigkeiten oder Probleme darstellt. In Huelva und auch in anderen Teilen Andalusiens schmeißen sie einfach alles zusammen. Gerade mal Glasbehältnisse haben eine eigene Mülltonne.
Obwohl hier in Andalusien viele Lebensmittel und andere Alltagsgegenstände günstiger sind, liegen meine Lebensunterhaltskosten trotzdem bei 150 - 200 € monatlich (exkl. Miete). Gerade zu Beginn gibt es so viele neue Dinge, die man ausprobieren oder kosten möchte und wir gehen auch des öfteren Tapas essen, was meiner Geldbörse eher nicht so gefällt.
Ich wohne in einer gut gelegenen, sehr geräumigen 2-stöckigen Wohnung mit meiner Mitstudentin aus Österreich und einer slowakischen Studentin. Die Lage ist in Ordnung: Zu Fuß brauche ich ins Zentrum 10-15 Minuten, auf die Uni gehe ich ca. 35 Minuten (aber ich fahre meistens mit dem Rad zur Uni).
Die Wohnung ist eher im 70er-Jahre- Stil gehalten, aber wir haben genug Platz, jede hat ihr eigenes Zimmer und die Räume (v.a. die Küche) sind sehr gut ausgestattet. Mein Zimmer ist ziemlich klein, es passt nicht einmal ein Schreibtisch hinein. Am Gang befindet sich dafür direkt vor meinem Zimmer ein großer Schreibtisch, an dem ich arbeiten kann. Ansonsten habe ich in meinem Zimmer ein paar Wandregale, ein Bett, ein Nachttischkästchen und einen Wandschrank.Die monatliche Miete für die Wohnung beträgt 250 € pro Person. Wir mussten an unsere Vermieterin (eine ältere, etwas verwirrte Dame namens Guadalupe) eine Kaution von 250 € entrichten.
Das andalusische ESSEN ist wirklich sehr lecker und frisch. Ich liebe es, hier Obst, Gemüse und vor allem Fisch einzukaufen und zu kochen. Man bekommt frischen Fisch, Gambas und Meeresfrüchte auch bei einer Theke im Supermarkt zu erschwinglichen Preisen. Natürlich gibt es auch einen großen Markt, bei dem die Auswahl an Fisch und Meeresgetier noch umfangreicher ist. Ich versuche, jeden Tag zu kochen, und da die meisten Lebensmittel günstiger sind als in Österreich, kann ich wirklich frische Gerichte zubereiten. Das einzige, was ich wirklich hier an Grundnahrungsmitteln vermisse, ist das gute Österreichische Leitungswasser (hier müssen wir immer Wasserflaschen kaufen) und schmackhaftes Schwarzbrot und Vollkornbrot.
Die traditionelle andalusische Küche hat viel zu bieten, unter anderem auch Tapas. Tapas sind sehr kleine Portionen – also eigentlich Häppchen – und so kann man verschiedene Gerichte auf einmal kosten und als Gruppe mehr bestellen und dann durchtauschen. Sehr praktisch. Jedoch weiß man teilweise nicht, was man bekommt und bestellt auf gut Glück – kann manchmal auch ins Auge gehen.
Andalusisches Bier ist leider – im Gegensatz zum Wein – nicht so lecker. Da lobe ich mir das geschmackvolle Stiegl von zu Hause.
Der spanische LEBENSSTIL gilt allseits bekannt als gemütlich, stressfrei und relaxed. Das kann ich nur bestätigen. Die Leute hier scheinen nie in Eile zu sein (außer beim Autofahren und wenn’s ums Anstellen geht), sie kommen eigentlich immer zu spät (und ihnen ist’s egal), und sie machen alles mit Gelassenheit und Ruhe. Vor allem zu Beginn wurde ich oft ungeduldig und ärgerte mich – auch weil ich Pünktlichkeit sehr schätze und von mir und andren erwarte – aber mit der Zeit muss man sich einfach daran gewöhnen, weil man nichts ändern kann. Eigentlich finde ich den Lebensstil der Spanier gut. Wenn ich Österreich als Gegenbeispiel nehme, dann hetzen die Leute herum, sie sind angespannt, müssen alles gleichzeitig erledigen, sind unfreundlich und werden schnell krank.
Das heurige WETTER hier in Huelva ist eher untypisch für gewohnte Verhältnisse. Zu Beginn war es sehr kalt in der Nacht – ich musste mit Fleecejacke, Shirt, langer Hose und dicken Socken schlafen – und auch am Tag lief ich gut „eingepackt“ in der Wohnung herum. Die Häuser hier sind nicht isoliert und haben keine Heizkörper, daher sind die Temperaturen im Winter und frühen Frühling in der Wohnung sehr unfreundlich. Im März und April hat es sehr viel geregnet, was die Stimmung etwas gedrückt hat, aber was soll man machen.
Nun dauert es nicht mehr lange, bis ich am Flughafen Sevilla stehe und auf den Heimflug nach Wien warte. Die Zeit hier in Huelva ist so schnell vergangen und es dauert bestimmt eine Weile, bis ich die vielen Eindrücke, die ich gewonnen habe, verarbeitet, geordnet und richtig realisiert habe.
Während meines Auslandaufenthaltes habe ich so viele neue Menschen kennengelernt, mit ein paar hatte ich sehr viel Kontakt und es wurde einiges unternommen.
Ich konnte in den Genuss der spanischen Mentalität kommen, Huelva ist mir nun so vertraut, ich habe viele Reisen gemacht, … Sevilla bietet günstige Flüge nach Marrakesch, Gran Canaria, Teneriffa etc. Das musste ich natürlich nutzen (-; Weiters zog es mich nach Portugal (Algarve und Lissabon), und einige Städte in Andalusien wurden auch besucht.
Ich bin sehr froh, mich für ein Erasmus-Semester entschieden zu haben. Es war nicht immer einfach und unkompliziert, aber auch solche Situationen bringen einen vorwärts und ermutigen, weiterzumachen und Lösungen zu finden. Ich habe auch für mich selbst und für meine Persönlichkeit einiges dazugelernt und hoffe, meine neu gewonnenen Einblicke und Erfahrungen auch zu Hause beibehalten zu können.
In akademischer Hinsicht muss ich sagen, dass die Inhalte der LVs zwar interessant waren, mir für meine Ausbildung zur VS-Lehrerin jedoch wenig gebracht haben.
Noch kommt es mir sehr komisch und unrealistisch vor, bald wieder österreichischen Boden unter den Füßen zu spüren, vertraute und nahestehende Menschen wiederzusehen und in das von Kindesbeinen an gewohnte Umfeld zurückzukehren. Jedoch freue ich mich schon auf zu Hause - man lernt seine Heimat erst wieder richtig zu schätzen, wenn man lange Zeit weg war. Ich sehe dem Ganzen mit Freude und Aufregung entgegen und werde nun die letzten Tage in noch Huelva genießen!
Für jede der angebotenen Studienrichtungen gibt es hier Erasmuskurse, welche auf Englisch gehalten werden und somit für alle Erasmus-Studenten belegbar sind. Ich habe mich ausschließlich für Kurse des Studiengangs Educación angemeldet. Die Kurse, die ich gewählt habe, sind zum Großteil sehr interessant und gut „mitverfolgbar“. Jeder Kurs hat 6 ECTS. Meine Kurse sind folgende:
Cultural Bases of Education - Juan Ramón Jiménez Vicioso
General Didactics II - José Manuel Bautista Vallejo
Curriculum Making II - José Manuel Bautista Vallejo
Social Pedagogy - Manuel Jesús Hermosín Mojeda
In diesem Kurs geht es um verschiedene Themen, die unsere Gesellschaft, Kultur und Tradition betreffen. In der ersten Einheit mussten wir in Gruppenarbeit unser Land mithilfe eines gestalteten Plakats präsentieren und prägnante, interessante Fakten geben. In den Einheiten darauf wurden Huelva und Andalusien vorgestellt, und danach kamen Themen wie Schönheitswahn in der Gesellschaft, Gewinner und Verlierer etc.
Ich finde diese LV wirklich interessant, da sie zum Denken anregt.
Zur Beurteilung müssen wir ein Tagebuch während unseres Aufenthalts führen (Eindrücke, Reisen, Vergleiche mit dem Heimatland, Positives und Negatives etc.) und über jede Einheit schriftlich reflektieren und unsere eigenen Gedanken, Ideen und Meinungen einfließen lassen. Weiters ist eine Präsentation über ein Thema, welches der Professor vorgibt, in einer Kleingruppe vor dem Rest der Gruppe zu halten.
Diese beiden LVs sind vom Zeitaufwand her sehr gut einteilbar. Wir müssen jeden Dienstag ins Büro des Professors kommen, um mit ihm ein Gespräch zu führen. Jede Woche hat er ein anderes aktuelles Thema über Bildung und Politik weltweit. Er gibt immer wieder neue Anstöße und Anregungen, sich Gedanken zu machen. Weiters stellt er jede Woche pro LV einen neuen Beitrag auf seine persönliche Blogseite - diese Beiträge müssen wir lesen, kritisch hinterfragen und in einem kurzen persönlichen Statement kommentieren. Oftmals werden zusätzlich Videos gepostet, die immer sehr interessant sind.
Dieser Kurs hat erst etwas später begonnen, da der Lehrveranstaltungsleiter private Schwierigkeiten und Komplikationen in der Terminkoordination hatte und sich daher der Zeitplan etwas verschob. Diese LV ist meiner Meinung nach wenig hilfreich - weder für meine Ausbildung noch für die persönliche Weiterentwicklung. In jeder Einheit wird mit Powerpoint-Folien gearbeitet. Jedoch wurden diese nicht vom Professor selbst sondern von einer Assistentin erstellt. Diese geizt nicht mit Fachausdrücken (auf Englisch), welche sie in großem Überflüss auf eine Folie quetscht. Es ist daher etwas schwierig und anstrengend, dem Inhalt der LV zu folgen. Zur Beurteilung müssen wir in Partnerarbeit ein Thema mit Powerpoint präsentieren und es schriftlich ausarbeiten. Unser Thema lautet: "New Media in Primary Schools in Austria". Weiters sind immer wieder Studienaufträge zu erledigen.
Der Spanischkurs hat 5 ECTS und wird separat zu den anderen Kursen gehalten. Er scheint auch nicht am Learning Agreement auf. Für diesen Kurs wird nach Ablegen einer mündlichen und schriftlichen Prüfung ein Zertifikat ausgestellt.
Ich besuche das Niveau B1, da ich in Österreich bereits in der Schule zwei Jahre Spanisch hatte und diese Sprache danach zwei weitere Jahre studierte. Einige Themen sind für mich eine Wiederholung, andere sind völlig neu und die Erklärungen, die wir bekommen, sind sehr hilfreich (z.B. der Unterschied zwischen para und por – ein sehr schwieriges Kapitel für Nicht-Muttersprachler). Für den Kurs mussten wir ein Lehrbuch kaufen. Unsere Gruppe ist nett, unkompliziert und lustig, und so sind Gruppenarbeiten oder –spiele kein Problem. Die Arbeitsblätter, die wir erhalten, sind übersichtlich und klar und unsere Lehrerin ist eine junge, dynamische, sympathische Person.
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