Autor: Tamara Riedenbauer
Durch den enormen Prüfungsstress vor der Abreise kam ich nicht dazu, mir viele Gedanken über mein Auslandssemester zu machen. Zusätzlich mussten wir unser BAC-Arbeitthema einreichen, was für zusätzlichen Stress sorgte. Ein Wochenende vor der Abreise bekam ich jedoch das erste Mal ein etwas mulmiges Gefühl und fühlte mich etwas unwohl mit der Entscheidung, nächste Woche bereits nach Belgien zu fahren. Aufgrunddessen habe ich einige Prüfungen, die ich zwei Tage vor Abreise gehabt hätte, abgesagt, um Zeit mit meinen Freundinnen, meinem Freund und meiner Familie zu verbringen und natürlich den Koffer zu packen. Von Tag zu Tag wurde dieses mulmige Gefühl stärker und Angst begleitete dieses Gefühl - Angst, was mich wohl in Belgien erwarten wird, ob mein Englisch wohl gut genug ist, ob ich Anschluss finden werde usw. Aber nicht nur das, natürlich hatte ich auch Angst, was wohl in der Zwischenzeit hier in Graz passieren wird, ob ich den Kontakt mit meinen Liebsten wohl aufrecht erhalten werde... und hundert tausend andere Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Andererseits wusste ich jedoch, dass dies die Chance für eine einmalige Erfahrung ist, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde, dass ich eine Menge neuer Leute kennenlernen werde und einen weiteren Schritt Richtung Erwachsenwerden gehen werde.
Die Hochschule "KATHO" befindet sich in West-Flanders inmitten der Studentenstadt Kortrijk. Jedes einzelne Department der Hochschule bietet ein Erasmus - Programm. Spezialisiert hat sich die Hochschule auf Business, Soziale Berufe, LehrerInnenbildung. Der Vorsatz der Hochschule in Kortrijk ist "Enjoy Learning" und Internalisierung. Insgesamt gibt es um die 9000 Studenten.
Meiner Meinung nach ist die Universität sehr modern. Besonders positiv sind mir die offenen und hellen Klassenräume aufgefallen, die für ein extrem gemütliches Ambiente gesorgt haben. Die Universität ist zweistöckig. Größtenteils haben wir uns im Musikraum, Tanzraum oder im Werkraum aufgehalten. Sehr beeindruckend war der Werkraum. Über Jahre hinweg hat der zuständige Professor mit Studierenden Materialien gesammelt, die uns nun zur Verfügung gestanden sind. Der Computerraum war sehr modern, die Bibliothek relativ klein und mit wenig englischer Literatur.
Die Universität lädt nicht nur zum Lernen und Studieren ein, sondern auch zum Chillen in der Aula. Die roten Ledercouches verlocken zum Entspannen und beruhigen.
International Office
KATHO
Doorniksesteenweg 145
B-8500 Kortrijk
tel: + 32 56 26 41 64
fax: + 32 56 26 41 35
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www.katho.be/international
Wir konnten uns einen Monat vor Reiseantritt für drei Studentenwohnheime entscheiden, die uns am meisten zugesagten. Die Studentenwohnheime unterschieden sich durch die Lage, das Alter, die Sauberkeit und die Anzahl der Studierenden. Für mich war es wichtig, dass ich in einem nicht zu großen (BIG BROTHER HOUSE), aber auch nicht zu kleinem Studentenheim wohne. Glücklicherweise wurden wir (Sara und ich) einem Studentenheim zugewiesen, das nicht auf dieser Liste angeführt war. Dieses Studentenheim wurde zwei Jahren zuvor renoviert und total neu eingerichtet. Die Zimmern waren relativ groß, mein Zimmer war verglichen mit den anderen Zimmern, sehr Groß (um die 20 Quadratmeter). Aufgrund des riesengroßen Fensters im Zimmers war es sehr hell und freundlich. Die Kochutensilien waren jedoch schon sehr alt und in Mitleidschaft gezogen. Aufgrunddessen musste ich mir eine neue Pfanne und einige andere Kochutensilien besorgen.
Im Vergleich zu Graz habe ich um cirka 200 Euro monatlich mehr gebraucht. Dies liegt wahrscheinlich an den vielen Ausflügen und Trips, die ich unternommen habe.
Für das Studentenheim habe ich um die 250 Euro monatlich bezahlt.
Insgesamt habe ich cirka 600 Euro monatlich gebraucht.
Das Fleisch ist etwas teurer, der Rest ist kostet circa genauso viel wie in Österreich.
Meine Freizeit habe ich größenteils mit meinen Freundinnen verbracht. Wir sind viel gereist (Frankreichtrip, London, Städte in Belgien, Paris) und haben neue Städte unsicher gemacht (-;
Am Abend nach der Uni waren wir oft in Cafes oder haben die Zeit mit Bummeln in der Stadt tot geschlagen. Besonders empfehlenswert sind die belgischen Waffeln und das Cafe Fredericks. (:
Zusätzlich haben Sara und Ich viel gekocht, mit unseren Mitbewohnern getrascht und uns ausgetauscht.
Unsere besuchten Lehrveranstaltungen:
a. Reflections and Theory on Arts & Creativity (3 ECTS)
b. methods in Art & Creativity (6 ECTS)
c. global Issues & focus on Europe (5 ECTS)
d. Sector Exploration & Study Visits (4 ECTS)
e. group Project (9 ECTS)
f. Paper (3 ECTS)
TOTAL 30 ECTS
Die Lehrveranstaltungen waren teilweise sehr interessant und umfassten die Themenbereiche Kunst und Geographie. In der ersten Hälfte des Semesters wurden uns Übungen gezeigt, die wir mit körperlich und seelisch behinderten Menschen durchführen konnten. Weiters bekamen wir theoretisches Hintergrundswissen und durften die Übungen, die uns vorgeschlagen wurden, selbst ausprobieren. Größtenteils handelte es sich hierbei um Tanz, Theater, Werken, Arbeiten mit Holz und alles was mit Art&Creativity im Zusammenhang steht.
"Global Issues&Focus on Europe" hatten wir jeden Montag von 13:00bis 17:00 Uhr. In "Focus on Europe" mussten wir eine Präsentation zu unserem Land gestalten und diese vor den gesamten Eramusstudenten vortragen. In "Focus on Europe" wurde jede zweite Woche ein Gastlektor eingeladen mit welchem wir über aktuelle Themen wie Ein-Kind-Politik, Arabischer Frühling, usw diskutiert haben. Jede zweite Woche mussten wir ein "Paper" schreiben, in dem wir auf die in der Vorlesung behandelten Themen noch einmal genauer eingehen mussten. Dieses Paper wurde danach vom zuständigen Lektor durchgelesen und benotet.
In der ersten Hälfte besuchten wir jeden Freitag eine Organisation, die mit einer bestimmten Zielgruppe (Kinder, Behinderte, ... ) arbeitete. Der Sinn dahinter war, dass wir viele neue Eindrücke gewinnen und typische Organisationen in Belgien sehen. Besonders beeindruckt war ich vom ABC-House, auf dass ich jedoch später noch einmal genauer eingehen werde.
Das Gruppenprojekt dauerte zwei Monate. Drei Tage pro Woche arbeiteten wir mit Behinderten von 25 Jahren bis 45 Jahren in einer Organisation namens WI.TH.
Die Organisation war meiner Meinung nach etwas unorganisiert, dadurch gab es immer wieder Komplikationen mit Kontroversen. Im Großen und Ganzen war es jedoch eine gute Erfahrung und vielen lustigen Momenten!
Einer der größten Unterschiede ist die Präsenzzeit. Im Gegensatz zur Pädagogischen Hochschule hatten wir jeden Tag Anwesenheitspflicht und unsere Kurse erstreckten sich von 9 - 17 Uhr (1 Stunde Mittagspause). Wenn man, aufgrund einer Krankheit, mehr als einen Tag fehlte, musste eine ärztliche Bestätiung gebracht werden.
Weiters wurde sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Studierenden verlangt. Es wurden ständig Gruppenarbeiten durchgeführt, was die Sozialkompetenz stark gefördert hat.
Das International Office ist/war sowohl auf der Pädagogischen Hochschule (Susanne Linhofer, Heiko Vogl) als auch auf der KATHO sehr hilfreich. Beide Hochschulen waren sehr bemüht, dir einen schönen Erasmusaufenthalt zu gestalten.
Einen Tag nachdem ich in Österreich angekommen bin, habe ich mich vor den Computer gesetzt und mir die Fotos der letzten paar Tage in Belgien angeschaut. Ich fühlte mich, als würde ich in einigen Tagen wieder nach Kortrijk zurückfahren und die Leute, die ich dort kennen gelernt habe, nach diesem Wochenende wiedersehen. Ich hatte mich bereits so extrem an Belgien, die Leute und die komplette Umwelt gewöhnt, dass ich es gar nicht wahrhaben wollte, dass ich die nächsten Jahre nicht nach Belgien zurückkehren würde. Obwohl ein halbes Jahr nicht lange ist, habe ich dort einige wenige, jedoch sehr gute und enge Freundinnen gewonnen mit denen ich ständig meine Zeit verbracht habe und die ich bereits sehr vermisse.
Meine englische Aussprache war schon immer relativ schlecht. In Belgien angekommen wurde mir sofort ein Englisch-Sprachkurs von einem Türken angeboten, der natürlich auch sofort bemerkt hat, dass mein Englisch "not the yellow from the egg is" :D Innerhalb der fünf Monate hat sich mein Englisch jedoch enorm gebessert, mein Wortschatz ist sehr groß und mein Englisch ist nun besser als je zuvor. Dadurch, dass ich und Sara ständig mit der Finnin Katja unterwegs waren, wurden wir "gezwungen" Englisch zu reden - zu unserem Vorteil natürlich (-: Besonders interessant war auch das Zusammenleben mit den TürkenInnen aufgrund der völlig unterschiedlichen Mentalität und Kultur. Weiters habe ich meine Rezeptesammlung mit typisch türkischen, spanischen, oberösterreichischen (-; und weißrussischen Gerichten erweitert.
All das sind Dinge, die für mich von unschätzbarem Wert sind. Ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen, war für mich kurz vor Abreise eine der schwierigsten und traurigsten Entscheidungen, die ich je getroffen hatte. In Belgien angekommen und im Nachhinein betrachtet, war es zweifellos eine der besten Entscheidungen. Zum Glück habe ich über 2000 Fotos, die so gut wie jeden Moment festgehalten haben (-:
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